„…Sie müssen es erfahren, weil sie es nicht wissen….“+++
Unter diesem Titel veröffentlichen wir den Brief von Fr. Catherine Lesier, durch den sie ihren Dank für den Beitrag unseres Klosters zur Konversion ihres verstorbenen Ehemanns zur Einen, Katholischen und Apostolischen Kirche, unserer Orthodoxen Kirche, ausdrückt.
Wir wählen den obengenannten Titel, weil es sich um einen Ausspruch George Lesiers selbst handelt, mit dem er seinen Schmerz um seine Landsleute zum Ausdruck brachte – er selbst war Franzose – und weil wir glauben, daß diese Veröffentlichung auch denjenigen helfen möge, die die Gnade des Heiligen Geistes noch nicht kennengelernt und gekostet haben.
Die Konversion von George ist selbstverständlich ein Werk der Göttlichen Gnade. Es ist die Antwort Gottes auf seine unschuldige Absicht in seinem persönlichen geistlichen Kampf, der nichts anderes war, als ein Ausdruck der Erwartung seiner Vereinigung mit der Heiligen Kirche. Es ist ohne Zweifel die Frucht der Liebe und der eindringlichen Gebete seiner frommen Frau und der geistlichen Väter und Brüder, die genannt oder ungenannt im Brief von Frau Lesier erwähnt werden.
Der Beitrag unseres Heiligen Klosters liegt im Wirken der göttlichen Vorsehung in ihrem Neuen Marmara Metochion in Chalkidiki in den letzten Jahren.
Wir glauben, daß George, wie er es erbeten hatte, sein Taufgewand rein bewahrt hat und nun in der Gnade Gottes ruht. Er tritt für seine Familie, seine geistlichen Brüder aber auch für seine Landsmänner ein. „Sie müssen es erfahren, weil sie es nicht wissen“, sagte er, wenn er auf sie Bezug nahm. Er wünschte sich, daß sie wenn möglich alle die Gnade des Heiligen Geistes kennenlernten, die er selbst intensiv nach seiner Heiligen Taufe erlebt hatte. Von jetzt an sprach George aus seiner Erfahrung. Deshalb war er so überzeugend und wurde sehr akzeptiert in seinem kleinen Familienkreis und von seinen Landsmännern, die ihn kennenlernten.
Wir beten, daß Gott seiner Seele bei den Gerechten Ruhe gewähren möge, und wir bitten ihn, daß er bei Gott für uns, die wir ihn geliebt haben, beten möge.
N. Marmaras, 15.03.93
+++
Mein Ehrwürdiger Altvater Georgios, segnen Sie mich,
Ich weiß, daß Ihre Zeit kostbar ist, deshalb bitte ich Sie um Verzeihung, wenn ich Sie nötige, der Lektüre meines Briefes etwas Zeit zu widmen.
Ich persönlich danke Ihnen für den Beitrag der geistlichen Werke des Metochions von Neu Marmara. Besonders danke ich Ihnen und allen Vätern Ihres Klosters, die Sie meinem Ehemann George geholfen haben die Orthodoxie kennenzulernen und im Alter von 65 Jahren getauft zu werden. Ich glaube wirklich, daß ich ein Wunder erlebt habe, denn in den zwanzig Jahren meiner Ehe hatte ich es mit einem sehr schwierigen Mann zu tun, besonders hinsichtlich religiöser Angelegenheiten.
Als ich nach unserer Hochzeit – glücklicherweise heirateten wir in der Orthodoxen Kirche – von einem Beichtvater hörte, daß es ein schweres Vergehen sei, daß ich einen Andergläubigen geheiratet hatte, und sicherlich nannte er ihn sogar einen Häretiker, war ich erschüttert und begann die Last der Verantwortung und der Schuld zu spüren. Der Geistliche schlug mir vor, daß ich meinem Mann helfen sollte die Orthodoxie kennenzulernen, und wenn er vielleicht orthodox werden würde, würde das die Angelegenheit in Ordnung bringen.
Ich versuchte alles, was ich vermochte, aber es erwies sich als unöglich. Unser Besuch in der Dorfkirche war gescheitert und er wollte mit mir auch nicht wieder über diese Themen sprechen. Ich unterließ alle Versuche und begann dafür zu beten, daß Gott ihn erleuchten möge, denn ich sah, daß er fromm war, daß er betete, daß er die Bibel las, daß er die Gebetschnur (Komposchini) benutzte, daß er einen Beichtvater in Thessaloniki hatte, den er regelmäßig besuchte und wo er oft die Heilige Kommunion empfing.
Als unsere Kinder zur Welt kamen, wurde auch in mir die Hoffnung geboren, daß, wenn wir unsere Kinder orthodox taufen lassen würden, auch etwas in ihm geschehen würde. Leider jedoch, nicht nur, daß er nichts dergleichen dachte, sondern im Gegenteil, er wollte auch nicht, daß die Kinder getauft würden. Er bestand darauf, daß die Kinder dem römisch-katholischen Glauben folgen sollten und er drohte, daß er eines der Kinder nehmen würde und daß wir uns trennen würden. Ich war nahe daran verrückt zu werden vor Traurigkeit und der Katastrophe die drohte, daß er die Familie auflösen würde. Niemand wusste etwas oder hatte einen Verdacht. Meine einzige Zuflucht war die Muttergottes. Ich betete inständig und bat sie uns zu helfen und uns aus dieser Sackgasse herauszuführen. Ich betete, bat und wartete voller Angst und Qual, daß die liebliche Mutter unseres Herrn ihr Wunder offenbaren würde.
Und die Antwort ließ nicht auf sich warten. Sie erleuchtete meinen Ehemann seinen Beichtvater zu besuchen, damit er ihm rate. Es war ein sehr schwieriger Tag, der unvergesslich bleiben wird. Die Rückkehr meines Mannes erfüllte mich mit Freude. Er hatte sich entschieden die Kinder orthodox taufen zu lassen. Alles verging wie ein böser Traum, und mein Herz floss über von der Verherrlichung und Danksagung an unsere Allheilige Gottesmutter für ihre Hilfe.
Langsam begannen wir das Metochion Ihres Klosters zu besuchen. Das Herz meines Mannes war weich geworden. Er entspannte sich und wünschte öfter dort hinzugehen. Er besuchte die umliegenden Klöster und ging regelmäßig zum Heiligen Berg (Athos). Er kehrte jedesmal sehr froh zurück erzählte uns alles, was er von den Vätern gehört hatte. Die wunderwirkenden Ikonen machten großen Eindruck auf ihn und er weinte, wenn er etwas über sie erzählte.
Ich verstand, daß die Heilige Gnade begonnen hatte ihn heimzusuchen. Er hatte großes Verlangen, so viel wie möglich zu lernen. Er kämpfte einen ungeheuren Kampf. Er schlief kaum, betete viel, fastete und aß fast nichts, und nachts betete er mit der Gebetsschnur.
Ich bat die Muttergottes, daß sie ihm Geduld schenken möge, daß sie seinen Glauben stärken möge und ihm bis zum Ende, bis zu seiner Taufe, helfen möge.
Als er die große Entscheidung traf sich taufen zu lassen, war unsere Freude unbeschreiblich. Aber die Versuchungen und Hindernisse hörten nicht auf, uns Tag und Nacht zu bekämpfen. Hier muß ich den Vätern herzlich danken, die zu dieser Zeit im Metochion waren, und ich muß sie um Verzeihung bitten, daß wir sie so sehr ermüdet haben. Er empfand große Achtung vor den Vätern vom Heiligen Berg und vor dem orthodoxen Mönchtum.
Er entdeckte viele Dinge, die er, als er römisch-katholisch war, niemals empfunden hatte. Deshalb sagte er zu zwei Jugendlichen, die aus Frankreich kamen und ihn kurz nach seiner Taufe besuchten:
„Fragt nicht viel über die Orthodoxie. Beeilt euch nur euch taufen zu lassen, denn ich habe den Fehler gemacht so lange zu warten.“
Diese Jugendlichen tragen heute das Mönchs-Schema und dienen dem Herrn irgendwo auf dem Heiligen Berg.
Nach vielen Hindernissen und fortwährenden Verschiebungen soll angemerkt werden, daß an dem Tag, an dem die Taufe festgesetzt war, extrem schlechtes Wetter war, es schneite heftig, deshalb wurde vorgeschlagen sie zu verschieben – Georges ersehnter Tag war gekommen, an dem er endlich ein orthodoxer Christ werden sollte. Sein Verlangen war so groß, daß er, als die Äbtissin des Klosters der Verkündigung der Muttergottes in Ormylia ihm vorschlug, die Taufe auf Ostern zu verschieben, wenn das Wetter wärmer wäre, antwortete: „Ich kann nicht mehr länger warten. Wenn ihr euch weigert mich zu taufen, werde ich hier am Taufplatz bleiben bis ihr mich tauft.“
So trat George mit der Hilfe Gottes, den Gebeten der Väter und der Liebe seiner Angehörigen in das Heilige Mysterium ein, bei Tagesanbruch des Sonntags der Orthodoxie. Am Morgen lagen die Temperaturen einige Grade unter Null. Die Taufe fand im Freien statt, und das Wasser war eiskalt. Wir fragten ihn, wie er sich fühle, und er sagte, daß er sich wunderbar fühle und das Wasser warm sei. Sein Gesicht leuchtete in diesem Augenblick. Er lachte glücklich und freute sich, wie ein kleines Kind. Vielen von uns Umstehenden kamen die Tränen in diesem Moment, überflutet von einer andersartigen, himmlischen Freude. Meine Lippen gaben Gott und unserer guten Muttergottes von Herzen die Ehre und innigen Dank für den Segen, den sie uns geschenkt hatten, und bis heute habe ich nicht aufgehört sie zu preisen.
George veränderte sich in den nächsten Tagen. Er war froh, ruhig, heiter, das Gegenteil des Menschen, mit dem ich gelebt hatte, völlig neu. Das beeindruckte mich sehr, und ich bat ihn mir zu sagen, was er nach seiner Taufe empfunden habe, was sich geändert habe, was der Unterschied war. Und er bewegte den Kopf und antwortete:
„Es tut mir leid, daß ich es Dir nicht erklären kann, so daß Du verstehst was ich empfinde. Ich kann es nicht mit Worten sagen, ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Nur Eines möchte ich jetzt sagen: Ich wünsche mir zu sterben, denn wenn ich bleibe, dann werde ich das verlieren, was ich jetzt in mir habe, die Göttliche Gnade wird mich verlassen“.
Der gute Gott erhörte ihn. Nach wenigen Monaten erkrankte er schwer an bösartigem Lungenkrebs, und die Ärzte gaben ihm noch ungefähr zwei Monate zu leben. Wir reisten in großer Eile nach Frankreich und schafften es nicht, obwohl wir es versuchten, Ihren Segen zu empfangen, Pater Georgios und Pater Grigorios, die Sie unsere Beichtväter waren. Mein seliger Ehemann empfand große Liebe und Achtung für Sie, und ebenso für die anderen ehrwürdigen Väter Ihres Klosters. Die letzte und kostbare Zurüstung aus Griechenland war die Heilige Kommunion, die er im Metochion empfing.
Unsere Tage in Frankreich waren bitter und schwierig. Unsere Ärzte bereiteten uns darauf vor, daß uns gegen Ende noch schwierigere erwarten würden. Unbittelbar darauf bildete sich eine Metastase im Kopf, und George war zur Hälfte gelähmt. Trotz seines schwierigen Zustandes hörte er nicht auf, den Ärzten und Verwandten ebenso wie dem Krankenhauspersonal Christus und die Orthodoxie zu verkünden. Wenn ich ihm riet nicht zu sprechen, antwortete er mir: „Sie müssen es erfahren, weil sie es nicht wissen“. Sie versammelten sich um sein Bett und hörten mit Verwunderung, daß die heiligen Ikonen Wunder wirken und daß eine Nachtwache (Agrypnia) auf dem Heiligen Berg zehn bis zwölf Stunden dauert. Und sie baten mich, das, was er sagte, zu bestätigen. Es waren seltsame Dinge, die sie zum ersten Mal hörten. Sie staunten darüber, daß Sie im Kloster für uns beteten. Er beruhigte seine Schwester indem er sagte, daß viele Menschen in Griechenland für ihn beteten und daß Gott mit ihm sei.
Zu einem der Ärzte, der sehr gebildet und ein großer Wissenschaftler war sagte er, daß er, da er den Heiligen Berg nicht besucht hatte und die Orthodoxie nicht kannte, in seinem Leben nichts erreicht hatte.
Ebenso machte die Unterstützung von P. Elija großen Eindruck auf sie, der regelmäßig kam, obwohl uns ca. 200 km voneinander trennten, um Georges Beichte zu hören, ihm die Heilige Kommunion zu spenden und uns Gesellschaft zu leisten.
Pater Elija hat uns sehr geholfen, ebenso wie die Schwestern des dortigen Klosters.
Mit Pater Elijas Hilfe sagten wir Georges Schwester, daß er orthodox getauft worden war, und während wir eine schlimme Reaktionen erwarteten, umarmte sie ihn, küsste ihn und sagte, daß er sehr gut gehandelt hatte. Er weinte vor Freude. Am selben Tag beichtete er und empfing die Heilige Kommunion, und, nachdem Pater Elija gegangen war, saß ich alleine in seinem Zimmer bei ihm. George schlief ruhig. Plötzlich fühlte ich, wie ein wunderbarer Duft den Raum wie Weihrauch erfüllte, und während ich mich fragte, woher er kam, wendete ich mich um und sah Georges Gesicht mit einem lieblichen Lächeln leuchten. Kurz darauf verschwand der wunderbare Duft.
Wieder ein Tag, müde, traurig und vielleicht darf ich wagen zu sagen hoffnungslos. Ich saß im Lehnstuhl nahe bei dem Kranken um auszuruhen. Gerade als ich die Augen geschlossen hatte sah ich, wie ein Mädchen die Tür öffnete und hereinkam, sie kam zu mir, berührte meine Schulter und sagte, ich solle nicht traurig sein, sie würde bei uns bleiben bis zum Ende. Sie war ein mittelgroßes Mädchen, mit kastanienbraunen Haaren, einem offenen blauen Gewand md und einem monastischen Gürtel. Sie war sehr schön und lieblich und ungefährt zwanzig Jahre alt. Ich wachte auf und suchte sie und spürte, daß ich mich nicht von der Hoffnungslosigkeit beherrschen lassen sollte. Das geschah am 10. oder 11. November (dem Fest der Jungfrau und Martyrerin Anastasia der Römerin im Kloster des Heiligen Gregorios, d.h. am 29. Oktober mit dem alten Kalender).
Als das Ende nahte, hatte George schwer zu leiden. Die Tage schleppten sich qualvoll dahin, aber er klagte nicht. Er sagte nur betend: „Mein Christus, ich bin müde, nur Du allein weißt, wie sehr“. Sein Gewicht verringerte sich auf 35 kg. Am 25. Dezember, dem Weihnachtstag, rief der Herr George zu sich, der Tag, an dem er 66 Jahre zuvor zum ersten Mal das Licht erblickt hatte. Ich hoffe und bete, daß der Allgütige Herr der Seele meines seligen Ehemannes Ruhe gewähren möge, und ich bitte Sie, Ehrwürdiger Pater Georgios, beten auch Sie für seine Kinder und zuletzt auch für mich, die Schwache, die ich meine Geduld verlor. Bitten Sie, daß Gott sich meiner erbarmen und mir vergeben möge.
Es ist wert angemerkt zu werden, daß am Tag des vierzigtägigen Totengedenkens meines Mannes, das im Kloster von Ormylia stattfand, wo George getauft worden war, vielen Nonnen ihn mitten unter uns sahen – leuchtend und lächelnd.
Wir danken Ihnen und den Vätern noch einmal, daß sie unsere Probleme mit uns getragen und geteilt haben. Wir bitten den Allgütigen Gott, daß er Sie allezeit stärke, behüte und erleuchte.
Mit Ehrfurcht und Wertschätzung,
Catherina Lesier
(Aus dem Magazin „Heiliger Gregorios“ Jährliche Veröffentlichung der Heiligen Kolumne des Klosters des Heiligen Gregorios vom Heiligen Berg, Band No. 18 )
Übersetzung: Sr. Matthaia
Heiliges Kloster Pantokratoros
Quelle: http://www.impantokratoros.gr/719C84C8.el.aspx
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